Abschluss der Krippenzeit
Am Fest der Darstellung des Herrn (früher: Maria Lichtmess) endete vor der Liturgiereform der Weihnachtsfestkreis. Im heutigen liturgischen Kalender endet der Festkreis um Weihnachten mit dem Fest der Taufe Jesu.
Unsere Krippe folgt dem alten Kalender – nicht zuletzt, um den sehr, sehr vielen Freunden der Krippe die Gelegenheit zu geben, vor der Krippe schauen zu können. Immer wieder stehen Dankesworte und freudiges Staunen über die einzigartige Krippendarstellung in unserem Fürbittbuch. Viele aus der Gemeinde erfreuen sich ebenso an den immer wieder wandelnden Bildern. Die Krippe versteht sich als Abbild der Verkündigung der liturgischen Tage der Weihnachtszeit. Darum ist sehr mehr als eine Weihnachtsdarstellung. Der Engel ruft es immer wieder in Erinnerung: Geboren ist der Heiland für alle! Die unterschiedlichsten Charakteren in der Krippe dürfen das erfahren. Dass diese Botschaft nicht mehr selbstverständlich ist, können wir im Alltag wiederholt erleben. Da werden Menschen in Klassen bewertet, da fallen Menschen aus dem Wohlwollen des Staates, der guten Bürger, der Kirchen und der frommen Christen. So anmutig das Krippenbild sich darstellt: Die Botschaft ist nicht anmutig, sondern tief ermutigend.
Die Krippe von Maria Lyskirchen ist das Werk der Kunst und der wachen Wahrnehmung dessen, was aktuelle Verkündigungslage ist; die Krippe ist auch die spielerische Freude, diese Wahrnehmung und die Botschaft des Evangeliums zusammen zu bringen. Die Krippe ist das Werk von Herrn Benjamin Marx. Ihm auch am Ende der ‚Krippenzeit 2011/12’ von Herzen Dank für dieses Besondere an Lyskirchen. Schön, dass er selber Spaß daran findet, wenn ihm wieder etwas ganz Neues eingefallen ist – wie der im Schatten des Ereignisses taufende Johannes ...
Von Herzen Dank auch allen, die im Kirchenempfang den vielen Besuchern ein herzliches Willkommen gesagt haben.
Der Erlös der Krippe geht wieder an das Notel und das Notel-Kosmidion, die Krankenwohnung für drogenabhängige Obdachlose.
Das Fest der Darstellung des Herrn begehen wir am 2.2. um 18 Uhr mit einer festlichen Messfeier. Wir wissen uns dabei auch der Gemeinde St. Kyrill in Damaskus verbunden, mit denen wir auch in den schwierigen Zeiten in Syrien einen bleibenden Kontakt haben. Von dort an unsere Gemeinde die Vergewisserung des gemeinsamen Gebetes – in Damaskus und hier in Köln.
Pfarrer Matthias Schnegg
Erinnerungskultur - Sie ist so etwas wie ein Geheimtipp: die Milieukrippe in St. Maria Lyskirchen in Köln. Auch nach Weihnachten drängeln sich die Menschen in der Kirche, um die Figuren aus Holz zu betrachten. Zu sehen gibt es natürlich das Jesuskind in seiner Krippe. Aber auch ein Junkie, der jüdische Apotheker und eine Prostituierte bevölkern die Szenen. Denn die Kölner Milieukrippe erzählt eben noch mehr als nur die Weihnachtsgeschichte.
Obwohl Weihnachten längst vorbei ist, drängen sich in Sankt Maria Lyskirchen in Köln noch immer Jung und Alt durch die heiligen Hallen der kleinen romanischen Kirche am Rhein. Der Besucheransturm hat seinen Grund: Es ist die Krippe der Gemeinde. Denn die ist nicht irgendeine, sondern eine der wohl außergewöhnlichsten überhaupt. Mit ihren Figuren holt sie die Weihnachtsgeschichte in das Milieu der der Stadt und erzählt dabei nicht nur von der Geburt Jesu Christi, sondern auch von verschieden Menschen und historischen Begebenheiten.
Die Idee der Kölner "Milieukrippe" entstand im Jahr 1982, als der damalige Pfarrer Kirsch die Weihnachtsgeschichte in die Zeit der 1930er Jahre verlegte und entsprechende Kulissen und Figuren anfertigen ließ. In Sankt Maria hat das Projekt bis heute Bestand, wurde weiterentwickelt und lockt inzwischen Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet.
Zahlreiche neue Kulissen und Figuren sind seit der Entstehung hinzugekommen – von Künstlern eigens für die Kölner Milieukrippe gefertigt. Wer allerdings meint, er bekomme dort eine schöne Phantasiewelt zu sehen, der irrt. Die Krippe von Sankt Maria ist ein liebevoll aufbereitetes Stück Erinnerungskultur, das die Geschichten der Menschen und des Viertels bewahrt. Da ist zum Beispiel das mittelalterliche Haus "Zum Drachen", das an das alte Brauhaus gegenüber der Kirche Sankt Maria in Lyskirchen erinnert. Oder das inzwischen verloren gegangene Haus "An Lyskirchen 5".
Blickfang sind vor allem die handgefertigten Holzfiguren. Eine der wohl aufsehenerregendsten ist der Junkie. Immer wieder bleiben die Besucher vor der zusammengekauerten Figur im dunklen Kapuzenpullover und mit der Spritze am Arm stehen. Es ist eine unangenehme Realität, die sich dort widerspiegelt. Und doch ist der Abhängige inzwischen fester Bestandteil des Ensembles. Er soll nicht nur an die über 10.000 Drogensüchtigen der Stadt erinnern, sondern ein Zeichen setzen: "Wir wollen deutlich machen, dass Weihnachten für alle da ist", sagt Krippenbauer Benjamin Marx - auch für Menschen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden.
An Ausgrenzung erinnert auch der jüdische Apotheker. Er lebte einst im Viertel. Mit seinen aufwändigen Recherchen hat Marx dafür gesorgt, dass dessen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Wie er darauf gestoßen ist? "Ich habe im Stadtarchiv recherchiert oder einfach ältere Menschen befragt, die in der Gegend gewohnt haben. Manchmal wurden mir aber auch Begebenheiten zugetragen", erklärt er.
Bei der Gestaltung der Figuren überlässt der 57-jährige Marx nichts dem Zufall. Jedes Detail ist genau durchdacht. So fällt dem aufmerksamen Beobachter zum Beispiel auf, dass der Apotheker nicht nur einen gelben Davidstern, sondern auch ein Eisernes Kreuz trägt. "Jener Mann, der im Ersten Weltkrieg für sein Vaterland gekämpft hatte, wurde während des Nationalsozialismus aufgrund seiner jüdischen Abstammung diskriminiert und wanderte schließlich noch rechtzeitig nach Schweden aus", berichtet Marx.
In der Milieukrippe von Sankt Maria steht der Apotheker nunmehr seit acht Jahren. Als der Sohn des Apothekers von der Figur seines Vaters erfuhr, reiste er für eine Besichtigung eigens aus Schweden an. Und damit ist er mittlerweile einer von vielen. Gefragt nach den jährlichen Besucherzahlen, kann Marx lediglich schätzen: "Das dürften inzwischen Tausende sein."
Kein Wunder, denn die Kölner Milieukrippe ist deutschlandweit einzigartig. "Es gibt zwar Nachahmer, doch in derselben Art gibt es keine andere", sagt Marx. Seit über 15 Jahren liegt die Verantwortung für die Krippe von Sankt Maria in seinen Händen. Und diese Arbeit gleicht " manchmal einem Vollzeitjob, sagt er.
Jedes Jahr – immer zum ersten Advent – inszeniert er die inzwischen 35 verschiedenen Holzfiguren neu – und das nicht nur einmal. "Die Aufstellung wird während der Weihnachtszeit immer wieder verändert – passend zum biblischen Kontext", erklärt Marx. Dabei lässt sich der ehrenamtliche Krippenbauer gerne von den Reaktionen der Besucher inspirieren. "Ich setze mich öfter mal auf eine der Kirchenbänke und lausche dem, was die Menschen beim Beobachten der Krippe so sagen. Dann kommt mir die eine oder andere neue Idee."
Dass viele Menschen jedes Jahr wieder kommen, liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass sich das Figuren-Repertoire stetig erweitert. Auch diesmal durfte Marx eine neue hinzufügen. Der Hintergrund war allerdings ein trauriger. Bei der Figur handelt es sich um Küsterin Maria Brecht. Zehn Jahre lang hatte die Opernsängerin ihr Leben der Gemeinde von Sankt Maria in Lyskirchen gewidmet und bei der Inszenierung der Krippe entscheidend mitgewirkt, bis sie an Karfreitag im Alter von 72 Jahren starb. Nun lebt die Erinnerung an sie in der Krippe weiter.
Auch 2012 – so viel verrät Marx schon – wird es eine neue Holzfigur und damit auch ein weiteres Stück Erinnerungskultur geben. "Die neue Figur wird den Fremden in unserem Land gewidmet sein, die aufgrund von Vorurteilen in unserer Gesellschaft diskriminiert und ausgegrenzt werden", erklärt er. Ein Roma-Mädchen soll es werden.
Doch bevor das seinen Platz in der Milieukrippe bekommt, wandern der "üdische Apotheker, der Junkie, das "Tanzpaar der Hellige Knäächte un Mägde", der "Ringroller", der Matrose, der Verkündungsengel, das "Kinder Jeckebääntche", der Leyendecker, die Wäscherin, der Engel Gabriel, Prophet Jesaja, Josef, Maria, das Jesuskind und all die anderen Holzfiguren erst einmal wieder zurück an ihren Aufbewahrungsort. Dort werden sie dann ab dem 3. Februar sorgsam verstaut – bis zum nächsten ersten Advent.
Köln - Es war eine sehr bewegende Feier. In der kleinen romanischen Kirche St. Maria Lyskirchen, stimmungsvoll mit echten Kerzen ausgeleuchtet, erinnerte sich die Gemeinde an Maria Brecht. „Haben dir die Düsseldorfer nicht ein schönes Kleid genäht“, sprach Benjamin Marx die an Karfreitag im Alter von 72 Jahren verstorbene Küsterin im Himmel an. Seit 1996 baut Marx die Milieukrippe auf und um. Nun steht die Figur der Maria Brecht in der Krippe, in ein kostbares purpurnes Kleid aus dem Atelier Form + Schnitt gehüllt. Brecht war 40 Jahre Mitglied des Opernchores, danach widmete sie all ihre Zeit der Gemeinde. „Wann arbeiten wir morgen, diese Frage wird mir fehlen“, sagte Marx, der immer wieder mit den Tränen kämpfen muste. „Sie haben stets gesagt, ich will nicht in die Krippe. Und gleich hinterher: Sie machen ja doch, was Sie wollen.“ Brechts Bühnenerfahrung sei sehr wichtig gewesen, „sie hatte ein Gefühl dafür, wie man etwas inszeniert“. Nach der kleinen Feier stellten Marx und Pfarrer Matthias Schnegg die Figur der Küsterin in die Krippe, zur Heiligen Familie, die auf dem Weg nach Bethlehem ist.
Die Krippe wird häufiger um Figuren aus dem Veedel ergänzt, im vorigen Jahr war es die Wäscherin Magret. Auch ein Junkie gehört dazu: Die Gemeinde unterstützt seit Jahren das Notel, Notschlafstelle für Drogenabhängige.
Der Salesianer-Pater Klaus-Peter Dewes ist seit 13 Jahren Pfarrer in Sannerz. Auf der KN-Couch spricht er über seine neue Heimat, seine köllschen Wurzeln und das Weihnachtsfest mit seiner Botschaft.
„Wo is dat denn?“ fragte Klaus-Peter Dewes, als sein damaliger Provinzial mit dem Ansinnen an den Salesianer-Pater herantrat, ihn nach Sannerz zu entsenden. Mittlerweile ist der gebürtige „Köllsche Jong“ seit 13 Jahren in Sinntal. Und die rheinische Frohnatur fühlt sich hier sichtlich wohl. „Wissen ’se, man is dort zuhause, wo man Menschen findet, die einen tragen“, kommentiert er seine neue Heimat. Zu diesen Menschen gehören auch seine Mitbrüder in Sannerz. Dewes’ Augen glänzen, wenn der Pater, der sowohl eine theologische als auch eine pädagogische Ausbildung genossen hat, von seiner Arbeit erzählt. Zwar ist er Gemeindepfarrer in Sannerz, welche Arbeit seine Mitbrüder aber mit den Jugendlichen im Don-Bosco-Haus leisten, das bekommt er hautnah mit.
Nachdenklich nimmt er die Brille von seiner Nase und sagt mit einem leicht gen Himmel gerichteten Blick: „Wenn man bedenkt, was die jungen Leute für ein Schicksal hinter sich haben, dann darf man dankbar sein, dass sie noch so sind, wie sie sind.“ Er selbst hat während seines Wirkens als Salesianer, die einen Schwerpunkt auf die Jugendpastoral setzen, in Köln-Mülheim auch Erfahrung mit Jugendlichen aus den ärmeren Schichten gemacht. „Da wurden oft Hemd und Kragen verkauft, um im Karneval dabei zu sein. Aber hinter dem vordergründigen Lachen, gab es viel Leid und Tränen“, erinnert sich Dewes, der selbst gar kein großer Karnevalist ist. Aber gerade die Tränen und das Leid verknüpft der Pater, der seit 1962 Salesianer ist und 1972 die Priesterweihe empfing, eng mit dem Geheimnis von Weihnachten: „Man kann mit allem zum Christuskind an die Krippe kommen und sich von ihm anlächeln lassen. Das ist unser Part, zu Jesus zu kommen. Er ist für uns in diese Welt hineingeboren worden“, sagt der Pater mit einem glückseligen Lächeln. Der Weg zur Krippe sei aber ein lebenslanger Prozess, „der ist nicht mit Weihnachten abgeschlossen“, ist Dewes überzeugt und drückt dies mit Worten von Angelus Silesius aus: „Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in Dir, Du bleibst doch ewiglich verloren.“ Die Frucht von Weihnachten müssten die Menschen selbst weitergeben, in ihnen müsse Christus ständig neugeboren werden, so interpretiert der 70-Jährige die Weihnachtsbotschaft.
In besonderer Weise rührt diese den Pater, der – wie er selbst sagt – gern durch die Welt „jückt“, in den Milieukrippen in seiner Heimat an. „Wenn Sie es schaffen, in der Weihnachtszeit mal nach Köln zu kommen, müssen Sie sich die unbedingt anschauen. Da gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken“, empfiehlt er auf der roten KN-Couch. Etwa in der Kirche St. Maria in Lyskirchen, wo in diesem Jahr in Gedenken an Margret Kohnen, die am Tag des Einsturzes des Kölner Stadtarchives vor ihrer Reinigung zusammenbrach und an einer Hirnblutung starb, eine Wäscherin als Krippenfigur hinzukam. Zu einem Polizisten, einem Junkie oder einem Kölner Jeck. Gerade diese Veränderungen, die Geschichten aus dem Alltag erzählen, die den Alltag an die Krippe bringen, faszinieren Dewes so. Jenen Alltag in den Köllschen Veedeln, die die Kulisse für die Milieukrippen bilden. „Sie müssen sich vorstellen, die Hirten, die an die Krippe kamen, das war damals ja das Milieu, das war ne ganz niedrige Kaste. Und die haben sich dann gesagt: ,Jommer ma dahin, da simmer dabei.‘“
Auf den Hirtenfeldern in Bethlehem hatte der weitgereiste Pater übrigens eines seiner faszinierendsten Weihnachtserlebnisse – und das nicht mal im Dezember: „Mitten im Hochsommer ,Stille Nacht‘ zu singen, war schon ’ne besondere Schau“, erinnert er sich und erklärt: „Es ist gar nicht so wichtig, ob die Engel den Hirten genau dort erschienen sind oder Jesus in genau dieser Höhle zur Welt kam. Wichtig ist es für mich zu wissen, mit seinen Augen hat Jesus das alles gesehen; und überhaupt zu wissen, Jesus ist für mich – auch für mich – geboren.“ Genauso, betont Dewes, ist Christus für all die in den Milieukrippen dargestellten Menschen geboren: für die Wäscherin, den Polizisten, die Prostituierte, den Junkie und den Jeck. Ob er sich vorstellen kann, dass in solch einer Krippe auch Hennes, der Geißbock des FC Köln, zwischen Ochs und Esel stehen könnte? „Sicher“, schmunzelt er: „Möglicherweise gibt es das schon. Wenn auch in diesem Jahr vielleicht etwas versteckt. Aber im Kölner Dom steht zum Beispiel ein FC-Fan.“ Wie Dewes einer ist.
6. Januar:
Erscheinung des Herrn, Dreikönig
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen
und sind gekommen, um ihm zu huldigen
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Matthäus 2, 1-12
Die Krippe von Sankt Maria in Lyskirchen ist stets im Wandel. In verschiedenen Bildern werden die Besucher ab dem ersten Advent zum Weihnachtsgeschehen hingeführt.
Im Westen der Krippe (das Küsterhaus wird erst zu Weihnachten aufgebaut) verkünden in der Wüste die Propheten des Alten Bundes die Menschwerdung Gottes. Sie sprechen von dem Volk, das im Dunkeln lebt und ein helles Licht sehen wird. Ergänzt werden die Worte und die Szenen mit den Propheten an den Adventssonntagen, um die Bilder der Verkündigung, der Heimsuchung und des Engels, der Josef im Traum erscheint, um ihm die Menschwerdung Gottes zu erklären. An Weihnachten erblüht die Krippe in Sank Maria in Lyskirchen in ihrem vollen Glanz. Bis zum 2. Februar erzählen dann die Krippenbilder von Weihnachten, dabei werden dann auch aktuelle Bezüge zum Zeitgeschehen aufgegriffen.
Für viele Kölner ist es Tradition, am ersten oder zweiten Weihnachtstag die Milieukrippe in Sankt Maria in Lyskirchen zu besuchen.
An diesem Tag stehen die Besucher oft Schlange, um einen Blick auf das Weihnachtsgeschehen zu werfen, das im Kölner Milieu der 1930iger Jahre dargestellt ist. Die zentrale Botschaft der Krippe: Jesus ist für Alle geboren, ob arm oder reich, bürgerlich in der Gesellschaft oder ausgegrenzt am Rande, gemäß Matthäus 25,45 was ihr nicht getan habt einem unter diesen geringsten, das habt ihr auch mir nicht getan.
So versammeln sich vor dem Schuppen neben der Kirche, der Maria, Josef und dem Neugeborenen als Heim dient, die unterschiedlichsten Charaktere und Personen.
Der holländische Heringsverkäufer, der jüdische Apotheker, die Franziskanerin mit den beiden Waisenkindern, das Tanzpaar der Hellige Knäächte un Mägde, das Jeckenbääntche, die Frau aus dem Veedel, der Leyendecker, die Marktfrau, der Nichtsesshafte, die vornehme Dame im Kamelhaarmantel, der Ringroller als Tagelöhner, der Matrose mit der Bordsteinschwalbe aus dem ehemaligen Rotlichtbezirk der Näschelsgasse, Pfarrer Kirsch, die Ahl Möhn Frau Tiefenbach und seit 2009 auch ein Drogenabhängiger, ein Junkie. Und allen verkündet der Engel auf kölsch: Üch eß der Heiland jebore!
An Erscheinung des Herrn (Dreikönig) ergänzen die Szenerie drei Sternsinger.
Neben dem zentralen Prospekt mit der Kirche und dem Schuppen finden wir ehemalige Häuser aus dem Viertel. Im Osten die Glockenapotheke des jüdischen Apothekers, die in den 1940iger Jahre arisiert wurde. Daneben das mittelalterliche Haus Zum Drachen, das an das alte Brauhaus gegenüber der Kirche Sankt Maria in Lyskirchen erinnert. Aus dem ebenfalls verloren gegangenen Haus An Lyskirchen 5 schaut eine alte Frau auf das Geschehen in der Straße. Abgeschlossen wird die Straßenkrippe im Westen durch das alte Küsterhaus von Sankt Johann Baptist mit der Kreuzgruppe. Hier schauen aus dem Fenster zwei orthodoxe Juden. Sie erinnern daran, dass das Christentum aus dem Judentum entstanden ist. Vor dem Bild der Kreuzgruppe blühen ab Weihnachten immer Osterglocken. Im Schuppen neben der Kirche wird Jesus geboren, der Engel verkündet die frohe Botschaft, die Kreuzgruppe erinnert an das Leiden und Sterben Jesu und die blühenden Osterglocken erinnern an die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens: die Auferstehung.
In einer kleinen Feierstunde wurde am Montag, den 19.12.2011 die Sängerin in die Krippe gestellt. Diese Figur ist Maria Brecht gewidmet, die in diesem Jahr an Karfreitag verstarb und für Lyskirchen sehr, sehr viel getan hat ...
Wem von den sonntäglichen Gottesdienstbesucher ergeht es nicht auch so, dass er dieses Bild vor Augen hat? Kurz vor der Messe öffnet sich die Sakristeitür und heraus tritt eine zierliche Dame, geht behutsam zur Nikolauskapelle, die Stufen neben der Kanzel hinab um sich auf ihren Stuhl innerhalb der Gemeinde zu setzen. Nein sie öffnet nicht mehr die Tür und kommt die Stufen herab. An Karfreitag 2011 ist Frau Brecht verstorben. Mehr als 10 Jahre war Sankt Maria in Lyskirchen ihr Leben. Sie war für die Kirche immer da. Vor ihrer Pensionierung war sie 40 Jahre Mitglied des Kölner Opernchores und die Musik war ihre Welt. Als ihr aktives Berufsleben zu Ende war widmete sie sich ehrenamtlich voll und ganz der kleinen romanischen Kirche am Rhein. Sie war bescheiden und von unendlicher Sanftmut. Die Krippe in Lyskirchen hat sie mit helfender Hand stets mit begleitet. Ihre Erfahrung aus ihrer Bühnenarbeit an der Oper hat so manches Bild in der Krippe durch sie entstehen lassen. Wir vermissen Frau Maria Brecht sehr...
ICH WAR
FREMD
UND
IHR HABT
MICH
AUFGENOMMEN
(Mt 25,35)
Am 3. Advent zeigt das Krippenbild in Sankt Maria in Lyskirchen wie die Wüste blüht. Der Engel erklärt Josef die Menschwerdung Gottes und Maria besucht ihre Base Elisabeth. Das Krippenbild ist in diesem Jahr den Fremden in unserem Land gewidmet, die durch Diskriminierung und Vorurteile oftmals in unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden.
Das Hintergrundbild der Krippe zeigt im Advent Roma, die aus einer kleinen Gemeinde bei Bukarest nach Berlin umgesiedelt sind um der Diskriminierung und dem Elend der Sinti und Roma auf dem Balkan zu entfliehen. Auch an ihrem neuen Standort finden sie Ausgrenzung und Diskriminierung, aber auch Aufnahme und Wertschätzung als Mensch.
Dominiert wird das Bild vom Ersten Advent 2011 durch die Wüste, die von den Propheten des Alten Testamentes beschrieben wird. Die Zeit, in der die Menschen auf den Messias, den Erlöser hofften und warteten. Die Wüste hat sich bis in die Gassen des Krippenbildes ausgebreitet. Auch unsere Zeit kennt Wüsten, die Wüste der Einsamkeit, die Wüste der Hoffnungslosigkeit, die Wüste der Gottferne, jeder von uns kennt solche Wüsten ...
Noch zusammen mit Frau Brecht (Frau Brecht verstarb am Karfreitag dieses Jahres) wurde in den vergangenen Krippenzeiten darüber diskutiert mit welchen Figuren oder Ausstattungsgegenständen die Milieukrippe in Lyskirchen noch bereichert werden kann. Eigentlich gibt es sogar eine ungeschriebene Liste der Figuren und Ausstattungsgegenständen, die noch zur Krippe kommen werden ...
In diesem Jahr wurden für die Hauseingänge in unserer Krippe Treppen in Holz gebaut, die bereits in der Krippe aufgestellt sind. Zum 1. Advent war das Schreibpult und die Feder des römischen Volkszählers schon in der Krippe zu sehen. Ab heute ist der Vertreter der Besatzungsmacht in Israel aus der Zeit des Augustus persönlich anwesend, um die Namen der Bürger in die Steuerlisten einzutragen. Leif Erik Voss, der Holzbildhauer aus Siegburg hat die Figur mit der Feder und das Schreibpult neugeschaffen. Eingekleidet wurde der Römer wiederum von den Damen des Düsseldorfer Ateliers Kostüm & Schnitt Ina Kromphardt. In diesem Atelier werden zur Zeit auch die Kostüme für die Figur MARIA BRECHT entworfen und geschneidert.
Benjamin Marx
Der Erlös der Schwimmkerzen kommt dem Notel, der Notschlafstelle für obdachtlose Drogenabhängige in Köln zu Gute. (www.notel-koeln.de)
Benjamin
Marx