Im Advent 2023 ist das Werk des Kölner Künstlers Kurt Wagner „Schöpfung und Auferstehung“ wesentlicher Teil der Milieukrippe in Sankt Maria in Lyskirchen. Das Wagner-Bild entfaltet in seiner ‚Schlichtheit‘ eine geradezu erhabene Ausstrahlung und bildet einen spannungsreichen Kontrast zu den Figuren der biblischen Krippenszenen im Westen und den Krippenfiguren in der Straßenszenen vor dem Kulissenbild von Sankt Maria in Lyskirchen.
Auf den ersten Blick:
Licht-gelb - hochstrebend
Blut-quer-rot-violett
Tropfschlieren- hoffnungsgrün,
eher spärlich.
Eine kleine Gruppe Kerzenflammen - aufrecht,
beständig, nach oben weisend, über den Bildrand hinaus.
Vor allem aber: Weiß!
unbeschriebenes, unbezeichnetes Weiß.
All das auf braunem,
schöpfungserdigem Grund.
Das Bild von Kurt Wagner ist mir wie ein Spiegel
in einen Augenblick von Leben, ist Gegenwart,
die von Vergangenem sich nicht lösen kann
und auch nicht lösen muss; ist Gegenwart,
die sich auf Zukunft hin orientieren darf und will.
Was wir wie auf die weißen,
noch unbeschriebenen Felder aufbringen werden, wird sich zeigen.
Das ist unsere ureigene Schöpfungsgeschichte.
Wir können selber drauf schreiben.
Und wir werden - mit oder ohne Zustimmung - auch beschrieben.
Es bleibt die Einladung,
mit Lust und Energie die Felder zu gestalten,
soweit wir es vermögen.
Das Licht-gelb weist den Weg, selbst dann,
wenn das Hoffnungsgrün nur zu träufeln scheint.
Die Wirren der Welt, manch persönliches Leid, werden rot-violett,
ins Schwarz gehend sich einprägen. Schwer quer lastend zu dem,
was wir ein gelingendes, menschenfreundliches Leben nennen.
Das Licht-gelb bleibt dennoch da.
Ein unverbesserlicher Optimismus?
Wir brauchen davon.
Wir schaffen viel selbst.
Worauf hin es sich bewegt,
das liegt an dem Horizont,
aus dem wir auf unsere Welt,
unser Leben,
unsere Aufgabe aneinander schauen.
Schöpfungs -braun liegt all dem zu Grunde.
Wachstum geschieht im Beschreiben der weißen Felder.
Ziel und Erfüllung ist darüber hinaus.
Die Erde, der Urgrund, zerbröselt.
Das darüber Hinausgehende, das nicht Diesseitige,
schenkt Auferweckung zu einem dann
nicht mehr in Zweifel zu ziehendem Sinn des Seins.
Dass Gott, der All-Sinn des Seins,
sich menschengerührt in die Schöpfung einbringt,
eines dieser Felder in der Menschheitsschöpfung
mit allen Farben des Menschseins gestaltet hat,
das dürfen wir mit dem Leben,
Sterben und Auferwecken
des Menschen Jesus von Nazareth erhoffen.
So es geschenkt ist zu glauben.
Mutzuspruch wider manche Resignation.
Advent
Kurt Wagner wurde 1936 in Köln geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Neuß und in der Eifel. In der frühen Entwicklung waren Krieg und Nachkriegszeit bestimmend. Prägend war auch das Leben in einer Familie mit fünf Geschwistern.
Von 1947-1953 besuchte er das St. Michael Gymnasium in Münstereifel. Es folgten sechs Jahre Ausbildung und Tätigkeit als Werbeassistent. 1959 ging er für zwei Semester an die Werkkunst-Schule Saarbrücken zu Oskar Holweck und zu Otto Steinert. Daran schlossen sich 20 Jahre Tätigkeit als Werbefotograf an.
Seine ersten, freien Fotografien entstanden bereits während seiner Ausbildung zum Werbeassistenten. Seit 1980 – als selbstständiger Fotograf – konnte er sich mit größerer Intensität seinen freien Arbeiten widmen. 1988 waren erstmals seine Fotos in einer umfangreichen Ausstellung im Kunstverein in Erftstadt-Lechenich zu sehen. Es folgten mehrere Atelierausstellungen, Teilnahmen an Gruppenausstellungen (u.a. im Maternushaus zu den Themen Schöpfung und Kreuz), 1999 die Ausstellung Legungen im Kunsthaus Rhenania (Galerie am Nil) in Köln, 2012 die Ausstellung Die Poesie der ruhenden Arbeit in der Kölner Philharmonie.
Neben der Fotografie hat er sich künstlerisch auch in Zeichnungen und Gemälden ausgedrückt. Erst in den letzten Lebensjahren entstanden großformatige Gemälde, die nach seinem Tod entdeckt wurden.
2021 wurde erstmals der Gemälde-Zyklus der duldet im Kirchenraum von Sankt Maria in Lyskirchen, Köln, ausgestellt.